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Neue Chance Online-Therapie

Veröffentlicht von akl_admin am

Interview mit Diplom-Psychologin Hanna Wieshammer

Entstanden ist die Idee der Online-Therapie Legasthenie und Dyskalkulie aus der pandemiebedingten Not heraus: Über viele Wochen durften Therapeut*innen und Kinder keinen persönlichen Kontakt haben. Therapiestunden im klassischen Sinne konnten so nicht stattfinden. Um die Kinder mit Lese-Rechtschreib- und/oder Rechenschwäche in dieser Zeit trotzdem zu fördern und zu unterstützen, haben einige Therapeuten begonnen, ihre Therapiestunden online abzuhalten.

Online-Therapie Legasthenie und Dyskalkulie

Inzwischen hat sich gezeigt, dass die Online-Therapie nicht nur gut funktioniert, sondern für die Kinder und ihre Familien auch viele Vorteile mit sich bringen kann. Daher wird die Online-Therapie zum festen Bestandteil des Angebots im Arbeitskreis Legasthenie Bayern e.V.

Eine der ersten Therapeutinnen, die diese Form der Therapie für den AKL eingesetzt hat, ist Hanna Wieshammer. Die Dipl.-Psychologin ist seit fünf Jahren für den AKL tätig und bietet seit Beginn der Corona-Pandemie auch Online-Therapiestunden an.

AKL: Frau Wieshammer, wie waren Ihre ersten Erfahrungen mit den Online-Therapiestunden und wie funktioniert die Online-Therapie Legasthenie und Dyskalkulie?

Wieshammer: „Ich war am Anfang sehr positiv überrascht, denn es geht fast alles online, inklusive Eltern- und Lehrergespräche. Auch der Ablauf der Therapiestunden ist gleich.

AKL: Können Sie ein Beispiel nennen, wie dieser Ablauf aussehen kann?

Wieshammer: Ich arbeite ja mit der Silbenmethode nach der Freiburger Rechtschreibschule (Fresch). Erstmal geht es um ein Gefühl für den Silbenrhythmus. Das kann ich gut online fördern durch Kartenspiele wie Silben-UNO oder Plosivo. Hilfreich ist dabei ein Kartenhalter: Die Karten der Kinder stecken im Kartenhalter und sind in Richtung der Kamera gerichtet, ich halte meine Karten in der Hand.

Gut geeignet ist auch das Spiel mit der Silben-Spirale: Ich ziehe dafür eine Karte, halte sie in die Kamera und die Kinder lesen sie vor. Dann bewege ich ihre Spielfigur über das Feld und die Kinder sprechen im Silben-Rhythmus mit.

Solche Übungen kann man variieren, z. B. halte ich Karten mit Silben oder Wörtern in die Kamera, das Kind liest laut vor und je nachdem, was dem Kind Spaß macht, sprechen, tanzen, trommeln oder boxen wir gemeinsam im Rhythmus Richtung Kamera.

Wenn die Eltern zu Hause einen Drucker haben, schicke ich ihnen per Mail Arbeitsblätter z.B. mit Wörtern zum Silben-Schwingen zu und lasse sie ausdrucken. Die Kinder können die Arbeitsblätter dann in der Therapie bearbeiten, während ich den Fortschritt über die Kamera beobachten kann.

Daneben kann ich mit den Kindern auch online Diktate üben. Dazu diktiere ich einzelne Wörter bis hin zu Sätzen und lasse die Kamera so drehen, dass ich sehe, was das Kind schreibt. Auf die gleiche Weise kann man auch das Lesen üben: Ich drehe meine Kamera so, dass die Kinder Lesetexte, Wortlisten oder Silbenteppiche sehen und vorlesen können, oder ein Kind macht das mit einem eigenen Buch.

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AKL: Wie können Sie dabei die Motivation der Kinder aufrechterhalten?

Wieshammer: Das funktioniert im Grunde genauso wie in der Therapie vor Ort. Wichtig ist Abwechslung. Z. B. halte ich Ratingskalen vor die Kamera und lasse die Kinder Stärken-Kärtchen aussuchen. Manchmal spielen wir Gefühls-Memo oder Ressourcen-Memory und kommen dabei ins Gespräch.

Für das Memoryspiel drehe ich z.B. die Kamera so, dass die Kinder auf die Karten sehen. Ich fahre mit dem Finger über die Karten und die Kinder sagen stopp, wenn ich bei der Karte angelangt bin, die umgedreht werden soll. Bei den Würfelspielen würfeln die Kinder, ich bediene das Spielbrett. Ich gestalte das Ganze also möglichst interaktiv.

Für die Motivation der Kinder hilft es auch, wenn sie etwas von sich erzählen oder zeigen dürfen, z. B. holen sie die Katze vor die Kamera oder zeigen mir ihr Zimmer. Manchmal können Geschwister oder die Omas mal eine Runde mitspielen. Ich durfte auch schon Klavier- und E-Gitarren-Stücke, Zaubertricks und Akrobatik bewundern. Beziehungs- und Ressourcenarbeit also. Und ich mache es ähnlich, ich hole meine Hühner vor die Kamera oder filme ins Nest und wir rechnen in der Dyskalkulietherapie aus, wie viele Eier sie pro Jahr legen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

AKL: Für wen ist die Online-Therapie Legasthenie und Dyskalkulie besonders geeignet?

Wieshammer: Ich würde andersherum herangehen: Bei sehr jungen, stark hyperaktiven oder stark unmotivierten Kindern in den ersten beiden Klassenstufen wird es zäh bis unproduktiv. Letztlich muss man ausprobieren, ob eine Online-Therapie für das jeweilige Kind geeignet ist.

Die meisten Kinder sind allerdings inzwischen so online-affin, dass die Online-Therapie gut funktioniert. Wichtig ist, dass die Rahmenbedingungen stimmen: Ein stabile Internetverbindung, eine einigermaßen gute Kamera und einen ruhigen Raum sehe ich als Voraussetzung.

AKL: Was kommt bei Kindern und Eltern gut an?

Wieshammer: Die Methoden, die ich oben beschrieben habe, kommen gut an bei den Kindern. Für die Familien ist natürlich außerdem die räumliche und zeitliche Flexibilität toll, die die Online- Therapie „frei Haus“ bietet. Darüber hinaus kann ich auf diese Weise den dörflichen Bereich sehr gut therapeutisch abdecken, ohne dass Eltern ihre Kinder 20, 30 oder noch mehr Kilometer zur Therapie fahren müssen.

AKL: Frau Wieshammer, wir danken Ihnen sehr herzlich, dass Sie Online-Therapien mit so viel Engagement für Ihre Klienten möglich gemacht haben und dass Sie uns von Ihren Erfahrungen berichtet haben.

Allen Eltern und Interessenten stehen wir für Fragen zu Online-Therapien jederzeit sehr gerne unter der Telefonnummer 089/ 411149-200 zur Verfügung.